Kochleäre Laufzeiteffekte

In dieser akustischen Arbeit gelingt Dr. Schratzenstaller die experimentelle Bestätigung, dass Schall auch beim Eintritt durch die Schädelknochen immer an der Steigbügelfußplatte in die Hörschnecke eintritt, ebenso wie beim normalen Weg durch das Mittelohr. Darauf aufbauend konnte Dr. Schratzenstaller während seiner Zeit in der Stimm- und Sprachabteilung des Klinikums re der Isar eine Methode zur Hörprüfung bei Kindern mit Mittel- und Gehörgangsmissbildungen etablieren. Bei diesen Kindern ist das übliche Neugeborenenscreening mittels otoakustischer Emissionen nicht möglich.

Titel

Untersuchung kochleärer Laufzeiteffekte bei Knochenleitung mittels Hirnstammpotentialen

Autoren

Schratzenstaller B. · Janssen T. · Arnold W., Otorhinolaryngol Nova 1994;4:231–239

Abstrakt

Es wurden knochenleitungsevozierte Hirnstammpotentiale (FAEP) an normalhörenden Probanden unter Maskierung der basalen Sinneszellen mit hochpassgefiltertem Rauschen mit dem Ziel abgeleitet, kochleäre Laufzeiteffekte bei Anregung des Innenohres mit Knochenschall zu untersuchen. Es ergibt sich, wie bei Auslösung der Potentiale Über Luftleitung, eine Latenzverschiebung, die mit sukzessiver Desynchronisation der Sinneszellen von basal nach apikal zunimmt und die Laufzeit der Wanderwelle in der Kochlea widerspiegelt. Dieses Ergebnis bestätigt die durch von Békésy postulierte paradoxe Wellenausbreitung, wonach die Ausbreitung der Wanderwelle auf der Basilarmembran unabhängig vom Ort der Energieeinkopplung ins Innenohr stets von basal nach apikal erfolgt. Auch bei Patienten mit basokochleärer Schwerhörigkeit ergibt sich eine Zunahme der Latenzen der luft- und knochenleitungsevozierten Potentiale, die mit zunehmendem Hörverlust grosser wird.